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Der Hubschrauberpilot

Pilot im Rettungshubschrauber Hubschrauber Cockpit

Ein 30 Jahre alter Hubschrauberpilot der Bundeswehr wird im Bundeswehrkrankenhaus mit „Ischiasschmerzen rechts“ von seinem Truppenarzt vorgestellt. Der Pilot kann gehen und hat nur leichte Schmerzen. Der zuständige Flugarzt hatte jedoch darauf bestanden, dass der Pilot trotzdem im Krankenhaus untersucht wird. Bis dahin hatte er Flugverbot.

Der Mann ist ein leidenschaftlicher Pilot. Schon als Kind hatte er nur einen Wunsch: Hubschrauber zu fliegen. Nach einer Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr und entsprechender Flugausbildung wurde er Pilot eines Kampfhubschraubers.

Um die Steuerorgane eines solchen Hubschraubers bedienen zu können, müssen die Piloten auch die Feinmotorik ihrer Füße jahrelang trainieren. Denn soll sich beispielsweise der Hubschrauber auf der Stelle verharrend um die Hochachse drehen, steuert der Pilot diesen Vorgang mit den Pedalen.

Seit Beginn der leichten Rückenschmerzen vor zwei Wochen war der Pilot nun also krankgeschrieben.

Bei der Aufnahmeuntersuchung berichtet er, dass es ihm mit Schmerzmedikamenten schon deutlich besser gehe. Er sei davon überzeugt, in den nächsten Tagen wieder in den Hubschrauber steigen zu können.

Bei der klinischen Untersuchung fällt rechtsseitig eine Fußheber- und Großzehenheberschwäche auf, das heißt der Patient kann im Einbeinstand den Vorfuß nicht vollständig vom Fußboden abheben. Da er seit zwei Wochen nicht mehr geflogen ist sei ihm nichts aufgefallen. Die Kernspintomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule zeigt einen sehr kleinen sequestrierten (herausgebrochenen) Bandscheibenvorfall, der die Nervenwurzel L5, die für die Fußhebung verantwortlich ist, an das kleine Wirbelgelenk drückt. Damit ist die Ursache der Beschwerden gefunden.

sagittal

Darstellung der Lendenwirbelsäule von der Seite. Deutlich zeigt sich die nach hinten „vorgefallene“ Bandscheibe, die den Wirbelkanal verengt und dadurch die Nervenwurzeln quetscht.

Der Querschnitt durch die Wirbelsäule offenbart das aus der Bandscheibe herausgetretene Material (den „Bandscheibensequester“), welches den Nervenwurzeln nur wenig Platz für die Passage lässt.

Der Querschnitt durch die Wirbelsäule offenbart das aus der Bandscheibe herausgetretene Material (den „Bandscheibensequester“), welches den Nervenwurzeln nur wenig Platz für die Passage lässt.

Obwohl der Patient nur wenig Schmerzen hat, liegt ein Bewegungsdefizit, also eine leichte Lähmung, vor. Da er einen Beruf ausübt, der ein großes Maß an Feinmotorik der Beine und Füße verlangt, bieten wir dem Patienten eine zeitnahe Operation an um die Chance zu erhöhen die Fußhebung wieder zu erlangen. Die Aufklärung nimmt viel Zeit in Anspruch, da der Pilot seinen Lebenstraum und seine Zukunft gefährdet sieht.

Nach unkomplizierter mikrochirurgischer Operation hat der Patient keine Schmerzen mehr im Bein. Das Bewegungsdefizit ist aber auch nach der Operation noch vorhanden. Ungewöhnlich ist das allerdings nicht, da sich Lähmungen erfahrungsgemäß deutlich langsamer erholen. Eine vollständige Wiederherstellung ist nicht garantiert. Der Pilot jedenfalls glaubt, dass er wieder vollständig genesen wird und begibt sich dementsprechend engagiert in die Physiotherapie. Dennoch darf er bis auf weiteres nicht fliegen.

Ein halbes Jahr später hat der Patient gute Fortschritte gemacht, doch das Flugverbot besteht fort. Erst nach einem Jahr kann er als Pilot wiedereingegliedert werden. Vorausgesetzt, er besteht den medizinischen Check durch den Flugarzt.

Wie auch Beispiele von Musikern, Chirurgen und anderen feinmotorisch anspruchsvollen Berufen zeigen, können manchmal kleine Bandscheibenvorfälle die Zukunftsperspektive vollständig verändern. Deswegen ist es in solchen Fällen notwendig, schnellstmöglich und schonend zu operieren.

Die kommende Geschichte handelt von einer älteren Dame, die mehrmals erfolglos an der Hüfte operiert wurde, ehe sich herausstellte, dass ein ungewöhnlich lokalisierter Bandscheibenvorfall die Ursache für die Schmerzen war.

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