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Die wundersame Heilung

Elektrikerkoffer

Immer wieder gibt es auch Situationen, in denen man sich als Arzt freut, dass man Unrecht hatte. In dieser Geschichte geht es um einen jungen Mann, der gegen ärztlichen Rat handelte und damit genau richtig lag.

 

Der Elektroinstallateur Volker B. hatte in seinen bisherigen 26 Lebensjahren noch nie ernsthaft Schmerzen gehabt und war deshalb sehr beunruhigt, als er am Abend nach einem Fußballspiel plötzlich starke Rückenschmerzen entwickelte, so dass er sich kaum bewegen konnte. Schon am nächsten Morgen waren die Beschwerden in der Lendenwirbelsäule fast vollständig rückläufig. Allerdings schmerzte sein rechtes Bein und er stellte eine Taubheit im Schienbeinbereich rechts fest. Im Laufe des Vormittags begann sein rechter Fuß, bei jedem Schritt schlaff herunter zu klappen, was man auch deutlich hören konnte. In Sorge suchte er daher die Notaufnahme auf.

In der Untersuchung fand sich die ausgeprägte Fußheberlähmung mit einer Gefühlsstörung am Schienbein rechts. Unter dem dringenden Verdacht einer gedrückten Nervenwurzel durch einen Bandscheibenvorfall wurde notfallmäßig am gleichen Tag eine Kernspintomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule durchgeführt. Die Aufnahmen zeigten einen großen Bandscheibenvorfall zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel mit Kompression der abgehenden Nervenwurzel L5. Die Symptome des Patienten waren typisch für einen Bandscheibenvorfall in dieser Lendenwirbelhöhe, daher konnte an der Ursache der Beschwerden kein Zweifel mehr bestehen. Wegen der akut aufgetretenen Lähmung habe ich dem Patienten zu einer dringlichen Operation geraten, um die Nervenwurzel schnell zu entlasten und die Chance einer Erholung zu erhöhen. Die möglichen Risiken bei einem Verzicht auf die Operation habe ich ihm eindringlich geschildert.

Volker B. hatte offensichtlich andere Pläne: Aus Angst vor einer Operation und um seinen Chef in der Firma nicht im Stich zu lassen, kam eine Operation für ihn nicht in Frage. Er verließ gegen ärztlichen Rat die Notaufnahme und ging am nächsten Tag wieder zur Arbeit.

8 Wochen später traf ich Volker B. wieder im Foyer des Krankenhauses. „Jetzt kommen Sie doch noch zu uns zur Operation.“, begrüßte ich ihn. Er lächelte und erklärte mir, dass er in dieser Nacht seine Frau in den Kreißsaal gebracht habe und soeben Vater geworden sei. Seine Beschwerden von damals seien komplett rückläufig, insbesondere die Lähmung des Fußes. Er sei froh, meinem Rat damals nicht gefolgt zu sein. Darauf verließ er das Foyer und im Weggehen war tatsächlich keinerlei Fußheberlähmung zu bemerken.

Eine Spontanheilung bei einem großen nachgewiesenen Bandscheibenvorfall? Gibt es so etwas? Volker B. hat sich zunächst gegen die in den Leitlinien vorgegebene Therapie entschieden. Bei einem eindeutig nachgewiesenen Bandscheibenvorfall mit einer frischen Lähmung besteht eine Operationsindikation. In den meisten Fällen hätte ein weiteres Zuwarten unter Umständen eine nicht mehr zu behebende Schädigung bedeutet. Allerdings kann sich manchmal der von der Bandscheibe losgelöste Vorfall im Wirbelkanal verschieben und damit die gedrückte Nervenwurzel wieder frei geben. Volker B. hat Glück gehabt, es hätte auch anders ausgehen können. Trotzdem: „Wunder gibt es immer wieder.“

1 Kommentar

  1. Bei mir liegt der Fall ähnlich. Mir wurde im November zur OP geraten und aus Angst und weil die Firma schon genug Personalprobleme hatte, lehnte ich eine OP vor Weihnachten ab.Ich habe die ganze Zeit mit vielen Schmerzen und Schmerzmitteln durchgehalten. Jetzt habe ich Urlaub und hoffte mich zu erholen. Leider sind die Schmerzen und Einschränkungen immer mehr geworden,weshalb ich jetzt über eine OP nachdenke.Ich sehe sonst keine Lösung, da ich alles schon pribiert habe und endlich wieder ohne Schmerzen leben möchte.

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