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Herzinfarkt oder Bandscheibenvorfall?

handwerker sitzt auf spanplatten

Herzrasen, Brustschmerzen, Schwindelsymptome, selten sogar kurze Bewusstlosigkeit – diese Beschwerden führten Tobias M. immer wieder in die Notaufnahme und zum Kardiologen. Es hatte sich aber nie eine Ursache gefunden. Auch während eines Krankenhausaufenthaltes in einer neurologischen Abteilung blieb die Diagnose unklar. Allerdings fiel bei der MRT- Untersuchung ein eher kleiner Bandscheibenvorfall zwischen dem 8. und 9. Brustwirbel auf. Das konnte aber die Symptome nicht erklären, oder doch?

 Da andere Untersuchungen keine krankhaften Befunde gezeigt hatte, glaubt Tobias M. zunehmend daran, dass der Bandscheibenvorfall für seine Beschwerden verantwortlich ist. Verschiedene Fachärzte – Neurologen, Orthopäden und Neurochirurgen – versicherten ihm, dass das sehr unwahrscheinlich sei. Ein Bandscheibenvorfall in dem betreffenden Bereich kann zwar durchaus eine Nervenwurzel bedrängen und dann Schmerzen oder Ausfälle im dem Versorgungsgebiet des Nerven verursachen. Damit wären die Brustschmerzen eventuell erklärt. Da der Bandscheibenvorfall im MRT aber ausreichend Abstand zum Rückenmark zeigte, war er als Verursacher der viel stärkeren übrigen Beschwerden unverdächtig. Letztlich konnte Tobias M. keine Therapie angeboten werden.

 In dieser Situation kam der Patient in unsere Sprechstunde. Ich war nach Durchsicht der Bilder zunächst sehr skeptisch, zumal ich in der Untersuchung lediglich einen Schmerz passend zur Ausbreitungsregion des Nerven Th 9 fand, der auch im MRT von dem Bandscheibenvorfall irritiert wurde. Diese Schmerzen waren aber für Tobias M. weniger bedeutsam als die Schwindelattacken und das Herzrasen. Daher hielt ich zunächst nichts von seiner Idee, den Bandscheibenvorfall zu operieren.

 Im längeren Gespräch zeigte sich der Patient recht verzweifelt, da er wegen der Beschwerden seinen Job in einem Heimwerkermarkt nicht mehr ausüben konnte und schon lange arbeitsunfähig war. Sein Arbeitgeber hatte nun signalisiert, dass das Arbeitsverhältnis gefährdet sei. Da die intensive konservative Therapie keinen Erfolg gezeigt hatte, einigten wir uns darauf, die Operation unter der Zielsetzung durchzuführen, die Brustschmerzen zu bessern. Ich erklärte ihm nochmals, dass ich an einen Einfluss auf die anderen Beschwerden nicht glauben könnte, Tobias M. hielt an dieser Hoffnung aber fest.

 Der Eingriff verlief ohne Probleme. Die Brustschmerzen waren schnell verschwunden, sodass das Ziel der Operation erreicht war. Bei der Kontolluntersuchung nach 6 Wochen berichtete Tobias M. begeistert, dass er keinerlei Beschwerden mehr habe. „Ich hab’s Ihnen ja gesagt, es kam alles von dem Bandscheibenvorfall!“, waren seine ersten Worte, als ich ihn im Wartezimmer aufrief. Äußerst zufrieden erzählte er von den letzten Wochen, in denen er keinen Schwindel und kein Herzrasen mehr gespürt hatte. Ein schöner Erfolg.

 Konnte das möglich sein? Kann ein kleiner Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule solche Auswirkungen haben?

Schwindel und Herzrasen sind meist durch das Herz selbst verursacht, können aber auch „vegetative Symptome“ sein, die durch das vegetative Nervensystem erzeugt werden. Dieses Nervensystem regelt unwillkürlich (d.h. ohne unser aktives, willkürliches Zutun) viele Abläufe im Körper. Ein wesentlicher Teil dieses Systems wird durch Nervenzellen im Rückenmark gesteuert. Daher kann z.B. ein Bandscheibenvorfall, der das Rückenmark bedrängt, solche vegetativen Symptome erzeugen. Im MRT von Tobias M. war ein solcher Kontakt des Vorfalls mit dem Rückenmark nicht zu erkennen. Es mag aber bei bestimmten Bewegungen oder Körperhaltungen dazu gekommen sein.

Außerdem können bereits Schmerzen allein andere vegetative Symptome auslösen. Jeder kennt z.B. Tränen bei akuten Schmerzen – ein kaum aufzuhaltender vegetativer Reflex. Dies gilt auch für andere Vegetativsymptome wie Zittern, Schwitzen, Appetitlosigkeit, etc.

Zu guter Letzt ist auch ein psychologischer Aspekt zu berücksichtigen. Tobias M. war fest davon überzeugt, dass der Bandscheibenvorfall den Schwindel und das Herzrasen verursacht. Diese Überzeugung kann soweit gehen, dass die bloße Kenntnis von dem Bandscheibenvorfall die Symptome unbewusst weiter erzeugt, ohne das ein körperlicher Grund vorliegen muss. Ist der Vorfall durch Operation entfernt, entfällt auch der psychologische Grund für die vegetative Symptomatik und der Patient ist subjektiv vollständig geheilt.

 Der Patient war nach der Operation zufrieden, die Ursachen bleiben aber weiter etwas unklar. Tobias M. war zwischenzeitlich von seinem Arbeitgeber gekündigt worden. Er ist jetzt arbeitssuchend.

5 Kommentare

  1. Eine ziemlich spannende Geschichte „ohne“ Happy End? Auf der einen Seite war er nach der Operation zufrieden, auf der anderen Seite wurde er gekündigt. Dies könnte allerdings auch einen positiven Rattenschwanz mit sich ziehen, wenn die Symptome durch Stress auf der Arbeit zu Stane kamen.
    Danke für den interessanten Beitrag.

  2. Hallo, ich bin in der selben Situation wie der Patient oben. Seit nunmehr 14 Jahren habe ich im 5 Jahresrhytmus die selbe aber an Stärke zunehmende Problematik. Bin mittlerweile schon 3 x katheterisiert worden ohne negativem Befund, auch D-Diemeretest negativ. Auffällig an der ganzen Sache war lediglich daß ich bei einer Herzinfarktsymptomatik nach Gabe von Heparin der Starke Druckschmerz genau zwischen den Schulterblättern nach ließ und ich augenblicklich Beschwerdefrei war. Dieses Jahr war es mal wieder soweit, war schon über einen längeren Zeitraum kurzatmig, ungewöhnlich stark schwitzend und hatte über 3Tage lang ein starkes Engegefühl in der Brust, Luftnot in der Nacht und Schmerzen die von der rechten Schulter angefangen über den Rücken in die linke Brust zogen dort dann für genau 11 Tage blieben und danach war der Spuk vorbei. 2 Wochen später beim Treppabgehen 2 Etagen plötzlich ein brennender Schmerz über dem Bauchnabel mit aufsteigenden typischen Druckschmerzen ausstrahlend bis in den Kiefer schaute dabei in den Spiegel und hatte blaue Lippen aber keine Atemnot. Verdacht auf Infarkt oder Embolie durch Untersuchungen negativ. Gestern habe ich dann nach einem MRT der BWS erfahren daß ich auf der Höhe 9/10 einen kleinen Bandscheibenvorfall habe. Ich bin davon überzeugt daß auch bei mir dadurch dieses o.a. Beschwerdebild verantwortlich ist.

  3. Also bei mir wurde gerade zur Zeit auch ein Bandscheibenvorfall in der bws diagnostiziert.
    Erste Symptome waren linke Seite ab Hüfte taub, Linke Hand bzw kraftverlust, ebenfalls Schwindel mit Übelkeit, seit Jahren Stuhlgangprobleme.
    Bandscheibenvorfall ebenfalls in der bws.
    Gleichgewichtstórungen beim drehen und ständige Müdigkeit ohne ende seit der akuten Phase, mittlerweile gelegentlich schmerzen, Verspannungen ohne ende Ischiasnerv seit fast 6 Monaten.
    Seit zwei Jahren springen mir ständig die Wirbel raus. Nachdem ich komplett eingerenkt wurde kam alles auf mich zu.
    Niemand wolltr mir glauben, jeder sagt Symptome passen nicht. Jedoch habe ich fast alle Symptome schon seit elf Jahren der Lws.
    Schlaganfall wurde ausgeschlossen. Aber kein Vorfall
    Habe allem Arten gesagt, schaut den Rücken nach
    Z.n. Skoliose, ein Bein kürzer, selben Symptome wie bei Lws
    Ich war gezwungen den Arzt mit dem MRT zu umgehen.
    So jetzt steht die Diagnose und es wird weiter heißen Symptome passen nicht, selbst sogar die sensibilitatstörungen werden nicht dazu gezählt
    Ich sehe es auch immer wieder das unseren Patienten in diesen Fällen, Bandscheibenvorfall, nicht geglaubt wird
    Warum nicht. Für mich sind diese Symptome die das Rückenmark auslösen kann durch einen Vorfall nachvollziehbar.
    Das schlimmste ist, das es so auf die leichte Schulter genommen wird, ist ja nix schlimmes. Aber man ist sehr eingeschränkt im Leben, wobei ich noch hart im nehmen bin.
    Bein ständig taub, wird dick etc, dafür machen ich zu hause physio, damit auch wenn es keiner glaubt kann man leben.
    Warum keine OP?
    Ich hatte den ersten Vorfall mit 22 bekommen, gerade neue Arbeit
    Papa hatte Not op, danach wuchs das Narbengewebe.mit uns Rückenmark mit ein, Beschwerden nicht besser bei ihm.
    Muss von ausgehen das es bei mir auch so ist, hatte zwei ops und merke Narben bis heute noch

  4. Hallo.
    Vor gut 2 Jahren fingen genau diese Symptome bei mir alle mit einmal an. Rückenschmerzen, Brustschmerzen Herzrasen und Herzstolpern. Sämtliche untersuchungen auf Herzinfarkt negativ. Man verschrieb mir Tabletten gegen das Herzstolpern und fertig. Letztes Jahr mit sehr starken Kopfschmerzen und kribbeln auf der gesamten linken Körperseite ins Krankenhaus eingeliefert wurden mit Verdacht auf Schlaganfall. Auch diese Untersuchung so wie eine Lumbalpunktion waren negativ. Ein Monat später wurde ich wegen Nackenschmerzen zum Orthopäden überwiesen dieser schickte mich gleich zum MRT und wie auch bei ihren Patienten uns meinen Vorrednern, wurden zwischen BW 7;8;9 Bandscheibenvorwölbungen festgestellt. Mein Orthopäde sagte bis auf das Herzstolpern kann man alle Symptome damit in Verbindung bringen.
    Sie wissen gar nicht wie einerseits erleichtert man ist das es keine Einbindung ist und andererseits erschrocken ich war das Bandscheibenvorwölbungen bzw Vorfälle solche starken Beschwerden auslösen können. Ich würde jeden raten der solche Beschwerden hat und Sachen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall wirklich ausgeschlossen werden können sich die BWS im MRT Untersuchungen zu lassen denn selbst auf dem Röntgenbild sah man diese Vorwölbungen nicht.

  5. Hallo,ja mir geht es ja ähnlich. Ich arbeite als Trockenbauer schon 25 Jahre .Seid 2 Jahren plagen mich Schmerzen im LWS 4/5 .War schon 2x Bewustlos.Die Notärtzte die mich ins Krankenhaus schaftenhaten den verdacht es sei ein epleptischer Anfall aber es würde kein Hinweiss gefunden.Alles nur verdacht. Beim zweiten mal habe ich sogar starke
    Medikamente verschrieben bekommen.Das Schlimme an der Sache sind meine Beine,nach jeder Bewustlosigkeit habe ich große Probleme sie zu bewegen.
    Kein Arzt hat irgend etwas gefunden.Keine Ergebnisse.
    Ich habe eine Vermutung,wo all diese Ursachen her kommen bei großer Belastung ein Bandscheibervorfall mit Bewustlossigkeit.Aber kein Arzt glaubt mir.

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